Tulpenfieber

Eine der bekanntesten und kostbarsten Tulpen ist die ‘Semper Augustus’, eine Rembrandt Tulpe, die es heute nicht mehr gibt. Die Bezeichnung Rembrandt-Tulpen geht auf die Darstellung der geflammten Tulpen auf berühmten Stillleben aus der auch als das „Goldene Zeitalter” bezeichneten Epoche zurück

Die Tulpe ist eine Blume mit einer äußerst faszinierenden Geschichte. Schon die Frage, wie die Zwiebeln dieses Frühlingsblühers, der ursprünglich in den Steppen und Hochtälern Zentralasiens beheimatet war, im frühen 16. Jahrhundert ihre erste kulturelle Blüte im Osmanischen Reich erlebte und schließlich nach Europa gelangte, ist von Unklarheiten umgeben.

Die osmanischen Sultane waren von Tulpen begeistert, und die Palastgärten waren reich mit ihnen geschmückt. Die prachtvollen Gärten in der Stadt Istanbul, früher Konstantinopel, ernteten viel Bewunderung. Die Tulpe entwickelte sich zum Symbol für Macht und Reichtum. Laut vielen Quellen schenkte der Tulpneliebhaber Süleyman I. wichtigen Gästen Tulpenzwiebeln. Einer dieser wichtigen Gäste war Ogier Ghislain de Busbecq, der 1554 als Gesandter von Kaiser Ferdinand I. nach Istanbul ging und mehrere Jahre dort blieb. Seine Eindrücke beschrieb er in den "Turcicae Epistolae", auch die Tulpe: "Sie hat wenig oder gar keinen Duft, aber sie wird ihrer Schönheit und ihrer Farbenpracht wegen bewundert."

Aber ob es wirklich Ogier Ghislain de Busbecq war, der die Zwiebeln der Tulpe dann mit nach Europa brachte, ist nicht klar. So schreibt etwa der Historiker Mike Dash in seinem Buch "Tulpenwahn": „Ob Ogier Ghislain de Busbecq die Zwiebeln als Geschenk von Süleyman nach Europa brachte, um sie in den frühen 1570er-Jahren am Wiener Hof dem flämischen Botaniker Carolus Clusius bzw. Charles de L'Éscluse zu überreichen, ist nicht belegt. Sicher ist, dass bereits 1559 der Schweizer Gelehrte Conrad Gessner im Garten eines Augsburger Ratsherren eine Tulpe blühen sah.“

Carolus Clusius ist jedoch eine gesicherte und wichtige Schlüsselfigur in der Tulpenmanie des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden und ganz Europa. Corolus Clausius, Präfekt des bekannten botanischen Gartens Hortus Botanicus in Leiden, pflanzte im Jahr 1593 die ersten Tulpenzwiebeln in Holland. Ab da begannen auch die ersten Züchtungen und Kultivierungen der Tulpensorten.

Die Tulpe war jedoch immer noch sehr selten und kostbar, und die Nachfrage nach den begehrten Zwiebeln überstieg das Angebot bei weitem. So entwickelte sich ein regelrechter Hype um die Frühblüher. Je ausgefallener ein Hybrid, desto begehrter waren die Tochterzwiebeln der Pflanze. 1634 wurde die Tulpenzwiebel so zum Spekulationsobjekt. Die Preise für eine seltene Zwiebel stiegen in dieser Zeit auf den Preis eines Wohnhauses an.

Als Königin der Tulpen galt aufgrund ihrer Seltenheit und Schönheit die „Semper Augustus“. Sie gehörte zur Gruppe der Rosen-Tulpen und war eine sogenannte „gebrochene“. Der Grundton war ursprünglich weiß, ging aber ins Gelbliche über, während die Ränder der Blütenblätter durch kontrastreiche Streifen in Dunkelrot aufgebrochen wurden.

Auslöser dieser seltenen Marmorierung und der ungewöhnlichen Streifen war jedoch nicht die Züchtung und Kultivierung der Zwiebeln, sondern eine Infektion der Pflanze mit einem Virus. Dem sogenannten Tulpen-Mosaik-Virus oder auch Tulpenzüchtungsvirus. Dieses Virus vernichtete die Tulpe nicht, sondern führte zu spontanen Mutationen in der Pigmentierung der Blütenblätter. Allerdings war diese spontane Mutation nicht genetisch, sondern epigenetisch, das bedeutet, sie wurde nicht an die Tochterzwiebel vererbt. Die viruskranken Tulpen waren wertlos, denn meistens starben die Zwiebeln nach der dritten Generation mit Infektion ab.

Da die Variationen der gemusterten Tulpen also instabil waren und kein Züchter in der Lage war, die Marmorierungen in den nächsten Generationen der Pflanze zu reproduzieren, brach der Tulpenwahn und die Nachfrage nach den Zwiebeln schon 1637 wieder zusammen, was zum ersten Börsencrash der Geschichte führte.



Wenn euch die spannende Geschichte der Tulpen interessiert können wir euch diese Quellen empfehlen:

Tulpenfieber: Historischer Roman von Deborah Moggach

Tulpenwahn. Die verrückteste Spekulation der Geschichte von Maik Dash

Oder zur Unterhaltung den gleichnamigen Film “Tulpenfieber”